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Wie wecke ich meine Kreativität?

Hast du auch den Wunsch, (wieder) kreativer zu werden?

Befindest du dich in einer kreativen Tiefphase oder suchst schon länger nach dem richtigen Weg für dich, mehr Kreativität in deinem Leben zu finden?

Ich sags dir gleich, DEN richtigen Weg gibt es nicht.

Aber ich habe ein paar Ideen, wie sich mit ganz kleinen Schritten die Wahrnehmung und dein innerer Raum erweitern lässt und wie du das verspielte, neugierige Kind in dir wieder finden kannst, das du brauchst, um deine Kreativität (wieder) fließen zu lassen.

Darum geht es in diesem Blogartikel.

Kreativität als Fluss

Wenn wir Kreativität als eine Kraft oder Energie betrachten, zu der wir (wieder) Zugang bekommen wollen, dann müssen wir herausfinden, wo sich in uns die Türen befinden, die uns den Zugang momentan verwehren.

Das finden wir allerdings nicht zwangsläufig heraus, indem wir mit dem Kopf denkend danach suchen, sondern indem wir lernen, (wieder) mehr zu fühlen, zu empfinden. Uns selbst und auch unsere Umwelt.

 

Viele Impulse für unsere Kreativität kommen aus dem Unbewussten. Da kommen wir mit unserem Denken gar nicht heran.

 

Also fangen wir lieber damit an, los zu gehen und etwas zu tun. Darüber werden wir eine Menge erfahren und unser Bewusstsein erweitern.

 

Und ich sage dir eins: nimm Geduld mit und gib dir Zeit.

Vielleicht gelingt es nicht sofort.

Habe Mitgefühl mit dir.

Es ist ein Weg.

Morgenseiten

Einer der ersten Schritte, die dich auf jeden Fall ins Tun bringen, sind die berühmten 'Morning Pages', die Julia Cameron in ihrem Buch 'Der Weg des Künstlers'¹ empfiehlt.

  • Nimm dir jeden Morgen ein weißes Blatt Papier und setze dich davor.
  • Dann schreibe 20 Minuten alles auf, was dir in den Sinn kommt.
  • Egal was, egal wie, lass es raus, schreib es einfach auf.
  • Zerdenke nicht, schreibe. Ungefiltert.

    Cameron nennt die Morgenseiten 'Gehirnentleerung'.

    Ich würde 'Gedankenentsorgung' bevorzugen, weil wir ja nicht unser Gehirn leeren, wir brauchen es ja für unsere Kreativität, aber wir müssen den Kopf leer machen, damit Raum entsteht.

Und wir wieder mehr wahrnehmen können.

 

Gedankenstrom

Unser Gehirn produziert unentwegt Gedanken. Den ganzen Tag. Einen nach dem anderen oder mehrere gleichzeitg, ob es gerade Sinn ergibt oder nicht.

Häufig schenken wir diesem Strom jede Menge Aufmerksamkeit und gehen vielen Gedanken nach, anstatt sie als eine Art 'Hintergrundrauschen' zu nehmen. Wir lassen uns von unseren Gedanken beherrschen, anstatt selbst zu entscheiden, mit welchen wir uns beschäftigen und mit welchen nicht und vor allem, wann.

 

Wenn du ungefiltert aufschreibst, was dir in den Sinn kommt, wirst du merken, wieviel sich in deinem Kopf an Gedanken befindet. Schreibe alles auf, egal wie es klingt, egal was dir dazu dann schon wieder einfällt, egal. Raus damit.

Drei Seiten.

Jeden Tag.

 

Dies kann zum Beispiel so klingen:

 

"Die Sonne scheint, toll, das mag ich, warum klingeln im Hintergrund JETZT die Glocken? Ich muss unbedingt diesen Arzttermin nach machen, irgendwie will ich gar nicht, aber ich sollte, das wird schon gut sein. Manchmal überkommt mich so ein seltsames Gefühl, warum mache ich das hier eigentlich? Gestern war es richtig schön mit meinen Freunden, wie saßen draußen und hatten Spaß, aber ich merke auch, wie sehr mich nervt, dass ... mich immer so seltsam ansieht. Vielleicht könnte ich einfach mal eine Pause vertragen ... blablabla ..."

 

Du siehst, es geht zunächst um NICHTS. Und doch um viel. Denn so schaffst du Raum in dir.

Vielleicht wirst du merken, dass du viel jammerst oder dich beschwerst oder ärgerlich bist.

Raus damit. Denn das steht dir im Weg auf der Suche nach deiner Kreativität.

 

Die inneren Kritiker*innen

Auf diesen Morgenseiten wirst du vermutlich auch deiner inneren Kritiker*innen begegnen.

Stimmen wie "Himmel, was schreibst du für ein blödes Zeug!" oder

"Solltest du nicht deine Zeit mit sinnvollen Dingen verbringen?" oder

"Na siehst du, nicht mal sinnvoll schreiben kannst du, wie soll es denn da sonst mit deiner Kreativität werden?"

 

Vergiss nicht, dass deine innere Kritiker*innen NICHT Recht haben.

Das ist nicht die Wahrheit. Lass sie plappern.

Und stell sie einfach in die Ecke oder in die hintere Bank in deinem inneren Kopfraum.

 

Mache weiter.

Nimm wahr.

Merk es dir für später.

 

Halte eine Zeit lang durch

Ich ermutige dich, eine Weile durch zu halten. Julia Camerons Programm dauert zwölf Wochen und jeden Morgen steht das Schreiben der Morgenseiten als erstes auf dem Zettel.

 

Ich selbst habe das nicht zwölf Wochen durchgehalten, aber ich empfehle es dir, es wenigstens mal eine Weile zu tun. Es ist unglaublich spannend, zu merken, was da alles in unserem Kopf vorgeht und was wir beim Schreiben über uns selbst lernen.

 

Es befreit das Gehirn und schafft Platz. Manches wird uns dadurch erst bewusst und mit einigen Dingen räumen wir auf. Es gibt keine Regeln beim Schreiben, also ist nichts falsch. Nur Erkenntnis.

 

Ich bin gespannt, wie es dir ergeht.

Erweitere deine wertfreie Wahrnehmung

Eine zweite Idee, um deine Kreativität zu wecken, die ich dir mitgeben kann, entweder weil du nicht so gerne schreibst oder weil du aus anderen Gründen keinen Zugang zu den Morgenseiten findest oder weil du zusätzlich noch einen anderen Weg nutzen möchtest, erweitere deine (wertfreie) Wahrnehmung.

 

Schenke dir jeden Morgen ein paar Minuten, die du ausschließlich dem Wahrnehmen widmest.

Du wirst staunen, wie erleichternd und befreiend das sein kann, einfach nur wahrzunehmen, was da ist.

Ohne es bewerten zu müssen.

 

Eine Anleitung zu den ersten simplen Übungen findest du hier.

 

Ich arbeite gerade an einem weiteren Paper, mit dessen Hilfe du in wenigen Wochen auch die weiteren aufeinander aufbauenden Übungen erlernen kannst, um deine Umwelt und dich selbst wahrzunehmen und nicht mehr alles und jeden bewerten zu müssen.

Du wirst staunen, was du dabei alles entdeckst, wie befreiend es sich anfühlen kann, Dinge und sich selbst nicht zu beurteilen. Und du wirst dich wundern, wie sehr dir deine Beurteilungen über dich selbst und dein Können oder dein Tun im Wege stehen. Bewertungen können uns total blockieren.

Es hilft, sich das bewusst zu machen.

Und es hilft, sich dem zu stellen.

 

Ich halte die Erweiterung des inneren Wahrnehmungsraums für ein zentrales Tool auf dem Weg hin zu mehr Kreativität und lade dich ein, die ersten Übungen mit meinem extra angefertigten PDF auszuprobieren.

Weitere Ideen um deine Kreativität anzuregen

 

Nun habe ich dir zwei Wege vorgestellt, mit denen du morgens in den Tag starten kannst.

 

Es gibt darüber hinaus verschiedenste Möglichkeiten, ins kreative Tun zu kommen und das innere verspielte Kind zu wecken.

Es hilft, sich in der künstlerischen Praxis zu üben, um unsere inneren Künstler*innen zu aktivieren.

 

Grundlegend für deinen Weg: fördere deine Neugier!

Probiere aus und setze dir keine Grenzen.

Erinnere dich an deine Kindheit.

Wir sind selten so neugierig und wissbegierig und kreativ wie wir es als kleine Kinder waren. Das müssen wir wieder lernen.

Und wir müssen unser inneres Künstlerkind schützen. Es bei jedem Schritt geduldig begleiten.

Es darf Fehler machen und hinfallen und wieder aufstehen.

 

Achte auf deine innere Stimme, aber lass sie reden. Komm ins Tun.

Auch wenn alles, was du probierst, etwas ganz anderes ist, als du meinst zu wollen oder als du meinst zu können.

Vielleicht hast du immer gemalt und findest keinen Zugang mehr dazu.

Vielleicht hat sich deine Kreativität geändert und es braucht einen anderen Weg? Finde es heraus. Sei offen.

 

Verabrede mit dir selbst einen oder mehrere wöchentliche Termine, an denen du dich mit deinem inneren Künstler triffst. Termine, die du nutzt, um irgendetwas zu gestalten oder zu entdecken.

 

Ein paar Ideen habe ich für dich gesammelt:

 

Fördere deine Kreativität im Kleinen

  • Schnapp dir deine Kamera oder dein Handy und fange an, alles zu fotografieren, was dir vor die Linse kommt. Das kann vom Grashalm über den Sonnenuntergang bis zur abgestellten Schnapsflasche auf dem Straßenrand alles sein. Schau, wo deine Aufmerksamkeit hängen bleibt, öffne deine Wahrnehmung für die kleinen Dinge, die Blume am Wegesrand, der Wassertropfen, der am Ast hängt, das Blatt, was im Wind schaukelt, der Papierfetzen, der achtlos weg geworfen auf der Straße liegt.
  • Nimm dir ein Blatt Papier und benutze einen Stift, einen Pinsel, eine Kreide, was immer du magst und kritzel, male oder zeichne das Blatt voll. Probiere aus. Egal was. Es gibt keine Vorgaben, keine Ziellinie, kein Thema. Es braucht niemand sehen, es ist allein für dich.

 

  • Nimm dir Papier, Schere, Klebstoff, such dir Zeitungen, Papierfetzen oder ähnliches und bastel eine Collage. Einfach so. Lass deine Intuition entscheiden, was ihr gefällt. Folge ihr.
  • Nutze dein Zeichenprogramm auf dem Rechner oder Tablet und durchsuche die Pinselbibliotheken. Fang an. Such dir irgendein einfaches Tutorial (es gibt Millionen) und versuche, ihm zu folgen. Niemand sieht dich.
  • Sammle Steine, Gräser, Scherben ... was auch immer und lege sie zu einem Muster
  • Suche irgendetwas, was dir Spass macht. Das kann alles mögliche sein. Vielleicht gibt es etwas, was du immer schonmal ausprobieren wolltest.

 

Im Grunde kannst du tun, was du willst, alles, was dir einfällt und wirke es auf den ersten Blick noch so 'sinnlos'.

 

  • Komm ins Tun. Und tu es für dich.

Nun: fang an!

Jetzt bleibt mir nur noch meine Ermutigung an dich, anzufangen.

Es gibt nichts Falsches in dem, wie du startest, auch wenn es dir unbekannt vorkommt.

 

Meist denken wir, wenn wir blockiert sind, dass wir an unserer inneren Mauer nicht vorbei kommen.

Aber es gibt immer Wege um die Blockade herum, die wir auf den ersten, zweiten oder dritten Blick nicht sehen. Weil wir es so gewohnt sind, in eine bestimmte Richtung und auf eine gewohnte Art zu gucken.

 

Es gibt da diese Postkarte, die ganz rot ist und auf der schwarze Punkte sind.

Wenn wir sie nah ansehen, sehen wir nur die roten Fläche und die schwarzen Punkte. Treten wir aber ein paar Schritte zurück, erkennen wir, dass sie ein Teil eines Marienkäfers sein muss.

 

Wir sehen die Wege um unsere Blockaden nur dann, wenn wir gewohnte Wege verlassen, ein paar Schritte zurück treten und nach links und rechts schauen. Und manchmal liegt der Weg um die Mauer oder den Zaun nur wenige Meter neben der Stelle auf die wir starren. Das Loch konnten wir nicht sehen, weil wir zu nah dran waren und unser Blick nur starr nach vorn ging.

 

Ich ermutige dich, es auszuprobieren. Du wirst deiner Kreativität (wieder) ein Stück näher kommen.

Auch wenn es dauert. Sei geduldig.

 

Wenn du Lust hast, schreib mir doch, wie es dir ergangen ist.

Ich bin gespannt.

 

¹ Cameron, Julia (1996). "Der Weg des Künstlers". Knaur Taschenbuch. München

Für diesen Artikel habe ich Ausschnitte aus meinem Bild 'One Step Forward' genutzt. Du findest es auf meiner Portfolio-Seite. Klick hier!

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Andrea Friederichs-du Maire

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